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Biwakieren: Alles zu Ausrüstung, Biwakplatz und weitere Tipps

Drohnenfoto: Ein Mann steht auf einer Wiese, vor sich hat er die Ausrüstung fürs biwakieren ausgebreitet.
Porträtfoto Steffi
Steffi
Verkaufsberaterin, Filiale Basel
© Fotos

Ein Biwak zum Übernachten ist ein besonders Erlebnis – aber wo ist biwakieren in der Schweiz erlaubt? Verkaufsberaterin Steffi gibt Tipps, wo du biwakieren darfst, welcher Schlafsack sich fürs Biwakieren am besten eignet und welche Ausrüstung du sonst noch brauchst.

Steffi, was spricht dafür, freiwillig ohne Dach über dem Kopf in der Wildnis zu übernachten?
Als Erstes natürlich das unmittelbare Naturerlebnis. Zelt oder Hütte bieten zwar Schutz vor den Elementen, gleichzeitig sperren sie diese aber auch aus. Unter freiem Himmel bekommst du die Natur ungefiltert zu spüren, das ist ein wirklich tolles Gefühl! Ausserdem bist du viel freier, was deinen Übernachtungsplatz angeht – wenn du eine schöne Stelle findest, bleibst du einfach und bereitest dein Biwak vor. Toll ist auch, dass du weniger Gewicht tragen musst, denn das Zelt bleibt ja zu Hause.

Was brauche ich denn alles für eine Nacht unter freiem Himmel?
Mindestens einen Schlafsack und eine Isomatte. Wenn du mehr Komfort möchtest oder das Wetter instabil ist, solltest du zusätzlich einen Biwaksack oder ein Tarp einpacken, dazu ein Kissen, Nachtwäsche, eine Stirnlampe und natürlich Verpflegung.

Schlafsäcke

Der Reihe nach: Weil ich den Elementen ungeschützt ausgesetzt bin – ein Schlafsack mit Kunstfaserfüllung macht Sinn, oder?
Kunstfaser ist zwar weniger nässeempfindlich, weil sie weniger saugfähig ist und auch in feuchtem Zustand noch wärmt. Ich bevorzuge beim Schlafsack trotzdem Daune: Ihr Verhältnis von Wärmeleistung zu Gewicht ist einfach unübertroffen. Ich empfinde auch das Schlafklima als angenehmer. Und mit einem leichten Biwaksack als Nässeschutz bin ich immer noch leichter und kompakter unterwegs als mit den meisten Schlafsäcken mit Kunstfaser.

Wieso nicht gleich ein Schlafsack mit wasserdichter Aussenhülle?
Wenn du wirklich immer nur draussen schläfst, dann ist das eine Option. Allerdings sind diese Modelle oft recht schwer und klobig, deshalb ist ein Biwaksack oder ein Tarp meistens die bessere Wahl. Denn die kommen nur zum Einsatz, wenn es sein muss, und fallen kaum ins Gewicht.

Sind Biwaksäcke denn überhaupt aus­reichend atmungsaktiv? 
Das kommt auf das Material an. Es gibt Modelle mit Gore-Tex oder anderen Membranen, die extrem wasserdampfdurchlässig sind und so die Feuchtigkeit vom Schwitzen entweichen lassen, während sie trotzdem zuverlässig vor Wind und Tau­nässe schützen. Bei einfacheren und günstigen Notfallvarianten steht eher der simple Regenschutz im Vordergrund. Aber egal ob mit oder ohne Biwaksack – ich packe immer auch ein Tarp ein, so habe ich bei jedem Wetter garantiert einen trockenen Platz zum Umziehen, Kochen und um mein Equipment zu verstauen.

Aber dann bleibt der Blick in den Sternenhimmel ja doch auf der Strecke ...
Das Tarp dient nur als Sicherheit. Wenn das Wetter es zulässt, schlafe ich natürlich unter freiem Himmel. Aber selbst wenn du das Dach spannst: Anders als beim Zelt brauchst du keinen perfekten Untergrund und bist immer noch viel näher dran an den Elementen. Eine Gewitternacht unter dem Tarp kann ein sehr intensives, aber auch eindrückliches Erlebnis sein.

Isomatten

In den Bergen wird es nachts auch im Sommer noch kalt. Wie sorge ich für ausreichend Isolation von unten?
Eine gute Matte ist ebenso wichtig wie der Schlafsack. Denn dessen Füllung wird dort, wo ich liege, zusammengedrückt und bietet dann kaum noch Kälteschutz. Auch bei den Matten gibt es verschiedene Temperaturkategorien. Ideal fürs Biwakieren sind Modelle mit Kunstfaser- oder Daunenfüllung. Sie sind nur minimal schwerer als reine Luftmatten, bieten aber eine sehr gute Isolation auf kalten Böden. Beim Kauf solltest du auch auf ein robustes Material achten: Die leichteste Matte nützt dir nichts, wenn ihr schon eine spitze Tannennadel die Luft rauslässt. Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt zusätzlich eine leichte Schutzfolie als Unterlage mit. 

Es ist so weit: Ich bin endlich unterwegs und langsam neigt sich der Tag dem Ende entgegen. Wie finde ich den perfekten Biwakplatz?
Das wichtigste Kriterium für einen Biwakplatz ist stets deine Sicherheit: Ist der Standort geschützt vor Blitzeinschlägen, Steinschlag, Lawinen oder Hochwasser? Zwar ist eine Frischwasserquelle zum Kochen und Waschen wünschenswert, aber selbst kleine Bäche können auch bei schönem Wetter durch starke Regenfälle im Einzugsgebiet plötzlich anschwellen und über die Ufer treten. Ansonsten achte auf eine windgeschützte Lage und die Exposition: Willst du dich morgens von der Sonne wecken lassen, sollte der Blick nach Osten möglichst frei sein. Halte ausserdem Abstand zu bewirtschafteten Hütten. Falls du doch in der Nähe übernachten willst, gib beim Hüttenwirt Bescheid und biete ihm einen Obolus für die Toilettenbenutzung an oder konsumiere etwas – so schonst du die Umwelt und schaffst Akzeptanz.

Darf ich denn einfach überall biwakieren?
Leider ist die rechtliche Lage in der Schweiz nicht einheitlich. Im Schweizerischen Nationalpark sowie in Naturschutz- und Jagdbanngebieten ist das Biwakieren in der Regel verboten. Auf Privatgrund musst du das Einverständnis des Grundstückseigentümers einholen. Ansonsten bist du über der Waldgrenze mehrheitlich frei und ein Notbiwak ist grundsätzlich erlaubt. Die Richtlinien «Campieren und Biwakieren» des SAC geben einen guten Überblick. Die wichtigste Regel ist aber wie immer folgende: Nimm nichts mit als deine Eindrücke, lasse nichts zurück als deine Fussspuren.

Die Planung beginnt wahrscheinlich nicht erst unterwegs. Was gilt es zu beachten?
Wähle für dein erstes Biwak eine Schönwetterperiode ohne Gewittertendenzen – am besten im Sommer. Schau schon zu Hause auf einer möglichst detaillierten Karte (Massstab 1 : 25’000) nach geeigneten Plätzen und plane deine Tour so, dass du nicht am Abend im exponierten Gelände unterwegs bist, wo du lange nach einem Biwakplatz suchen musst. 

Biwacksäcke

Muss ich beim Znacht auch genügsam sein?
Bist du nur eine oder zwei Nächte unterwegs, kannst du aus dem Vollen schöpfen: eine Kürbissuppe vom Feuer oder ein Drei-Gang-Menü mit frischen Zutaten vom Gaskocher. Für längere Touren empfehle ich gefriergetrocknete Trekkingmahlzeiten. Die kannst du auch selbst vorbereiten.

Ein offenes Feuer in den Bergen ist also kein Problem?
Nur, wenn keine Waldbrandgefahr besteht und es keine Feuerverbote gibt! Grundsätzlich solltest du nach Möglichkeit vorhandene Feuerstellen benutzen und kein riesiges Höhenfeuer entfachen, so dass im Tal die Feuerwehr ausrückt. Weil ich mit meinem Biwak nicht zu sehr auffallen möchte, verzichte ich meist ganz auf ein offenes Feuer. Lieber nehme ich meinen ultraleichten Holzvergaserkocher mit. So bin ich unabhängig von Gas oder Benzin. Denn zum Befeuern reichen kleine Holzstücke, die ich unterwegs sammle.

Vor dem Schlafen gehts auf die Toilette. Hast du Tipps parat?
Erledige deine Notdurft abseits von Gewässern und vergrabe deine Hinterlassenschaft. Biologisch abbaubare Seife reinigt nicht nur den Körper, sondern auch Wäsche und Geschirr. Äusserst praktisch sind auch Mehrzweckbeutel: Damit transportierst du leere Konserven oder schmutzige Wäsche komfortabel und geruchsdicht zurück in die Zivilisation.

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Worauf sollte ich bei der Kleidung achten?
Wie immer in den Bergen solltest du mindestens trockene Wechselwäsche dabei­haben. Für die erste Lage empfehle ich leichte Merinowolle. Deren Fasern sind stark gekräuselt, dadurch entstehen isolierende Luftkammern und es gibt weniger Kontaktpunkte mit der Haut und somit auch weniger Kältebrücken. Ausserdem wärmt Wolle selbst in feuchtem Zustand, sie müffelt deutlich weniger als Kunstfaser und ist am Lagerfeuer unempfindlicher gegenüber Funkenflug.

Jetzt aber ab ins Bett! Einfach Schlafsack ausrollen, reinkriechen und fertig?
Besser, du gibst deinem Sack etwas Zeit, sich aufzuplustern. Erst wenn die Daunen sich nach der Komprimierung im Packbeutel maximal ausgebreitet haben, entfalten sie ihre volle Isolationsleistung. Gib ausserdem acht, dass der Schlafsack nicht feucht wird: Während der Dämmerung bildet sich besonders viel Taunässe. Vor allem aber solltest du auf keinen Fall fröstelnd in den Sack schlüpfen. Denn entgegen der landläufigen Meinung wärmt ein Schlafsack nicht, sondern isoliert nur die schon vorhandene Wärme. Also lieber noch drei Mal ums Camp joggen, wenn du eine Frostbeule bist. Und heisses Wasser macht aus deiner Feldflasche im Handumdrehen eine wärmende Bettflasche.

Wie verstaue ich über Nacht Kleidung, Schuhe und Ausrüstung?
Alles, was trocken und warm bleiben soll – also Wäsche, Socken, elektronische Geräte und eventuell die Gaskartusche –, kommt mit in den Schlafsack, der Rest wird im Rucksack verstaut. Halbschuhe kannst du auch gut als Kopfkissenersatz unter die Isomatte schieben.

Zelte

Was mache ich, wenn es nachts doch plötzlich zu regnen anfängt?
Wenn es nur ein paar Tropfen sind, reicht der Biwaksack. Ansonsten ist das Tarp auch mitten in der Nacht mit etwas Reepschnur und den Wanderstöcken in nur wenigen Augenblicken über dem Biwakplatz auf­gespannt. In jedem Fall zahlt es sich aus, wenn du deinen Schlafplatz mit Bedacht gewählt hast: In Mulden bilden sich bei Regen schnell kleine Seen und auch die Kälte hält sich hier hartnäckig.

Wie begrüsst du nach einer Biwaknacht standesgemäss den neuen Tag?
Am liebsten mit einem frisch aufgebrühten Kaffee! Mein Espressokocher wiegt nicht viel, beschert mir aber den absoluten Genuss – weil ich ja ohne Zelt unterwegs bin, bleibt im Rucksack mehr Platz für Luxus.

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