Ruedi Thomi
Beide Karabiner am Drahtseil einhängen, fest auf den Fels auftreten, gut festhalten! Transianerin Joy hat sich mit der ganzen Familie das erste Mal an einen Klettersteig getraut. Bei dieser Tour sind Abenteuer, rote Wangen und funkelnde Kinderaugen garantiert.
Draussen ist es frisch, kleine Tautropfen bleiben an den Grasspitzen hängen. Als geheimnisvoller Schleier steigt der Morgennebel langsam auf und schmiegt sich wie ein riesiger Wattebausch um die rauen Gipfel der Klettersteige Braunwald. Joy, Manuel und ihre drei Kids machen sich auf den Weg in Richtung Bergstation Gumen. Begleitet werden sie auf ihrer Tour von Bergführer Tobi. Die kleine Gruppe hat im Ortstockhaus ganz in der Nähe übernachtet. Nach etwa 40 Minuten Marsch durch die morgendliche Stille erreichen die sechs das Berggasthaus Gumen auf ungefähr 1’900 m. ü. M. Gleich dahinter befindet sich der Zustieg in den Einsteiger- und Kinder-Klettersteig. Alternativ kann man auch direkt von der Talstation Linthal mit der Standseilbahn nach Braunwald und von dort mit der Kombibahn in Richtung Gumen fahren.
Gerade die Ausrüstung ausgepackt, entdecken die Kinder neben dem Steig etwas viel Spannenderes: «Da! Zwischen den Bäumen! Ist der echt?» Tatsächlich schauen dort, zwischen grossen Tannen, zwei neugierige Augen hervor. Reinecke Fuchs scheint zutraulich, schleicht sich bis auf wenige Meter an die Gruppe heran und beobachtet die Szene mit wachsamem Blick. Die Kinder sind begeistert, noch nie haben sie einen Fuchs aus dieser Nähe gesehen. Der wolkenverhangene Morgen tut der Stimmung keinen Abbruch.
Der Einsteiger- und Kinder-Klettersteig ist für Anfänger und Familien mit Kindern sehr gut geeignet. Dennoch gilt: Eine gute Vorbereitung und die richtige Ausrüstung für den Berg sind aber auch hier ein Muss. Da sie das erste Mal am Klettersteig unterwegs sind, haben Joy und Manuel einen Bergführer engagiert. Bereits am Vorabend haben sie das Wetter am Berg, schwierige Passagen und die Route im Steig besprochen.
Am nächsten Morgen legt die Familie sich an einem geschützten Platz vor den Klettersteigen ihre Ausrüstung an. Alle helfen einander, in die Klettersteigsets zu schlüpfen und die Helme anzuziehen. Vier Augen sehen mehr als zwei – Bergführer Tobi checkt bei allen Teilnehmenden, ob die Klettersteigsets richtig am Gurt befestigt sind und ob alles richtig sitzt. Bei einer kurzen Übungssequenz am Felsen hinter dem Haus zeigt Tobi, wie die Karabiner des Klettersteigsets richtig an den Drahtseilen befestigt werden. Das ist ganz wichtig, um sich nicht selbst zu gefährden. Nach ein paar Durchgängen geht es endlich zum Einstieg! Sicherheit ist oberstes Gebot. Die Stelle, wo man sich die Klettersteigausrüstung anlegt, muss genügend Platz bieten und vor Steinschlag geschützt sein. Der Helm muss auf dem Kopf sitzen, bevor ihr euch zum Zustieg begebt.
Neben dem Einsteiger-Klettersteig (K2/K3) gibt es an den Eggstöcken auch Varianten für «Grosse». Sie führen über vier Gipfel und bieten von K3 bis K5 unterschiedliche Routen (teils mit Notausstieg). Die Steige sind je nach Witterung etwa ab Juni begehbar.
Der einfache Klettersteig im Braunwald bietet viele abwechslungsreiche Passagen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Das gibt Anfängern einen sehr vielseitigen Einblick, was sie am grossen Klettersteig erwartet. Er ist etwa 200 Meter lang. Vorsichtig tastet sich die Familie an die ersten Höhenmeter ihrer Klettertour heran, bis alle etwas Sicherheit gewonnen haben. Die Kinder verlieren schnell die Scheu beim Klettern. Nach den ersten vorsichtigen Schritten fällt das Klettern ihnen bald leichter. Gemächlich und mit genügend Abstand zueinander gewinnen sie in der ersten, steilen Passage an Höhe. Bergführer Tobi und Joy sichern die beiden kleineren Mädchen mit einem Sicherungsseil zusätzlich ab. «Klick, Klick» hört man immer wieder die Karabiner zuschnappen. Manuel und der ältere Sohn bilden das Schlusslicht.
Nach ungefähr 20 Minuten an alpinem Gelände kommen sie an die anspruchsvollste Stelle im Klettersteig, einen kniffligen exponierten Übergang um einen rauen Felsen. Es gibt dort zwei Schwierigkeiten, K2 und K3. Doch die Mädchen klettern mit Unterstützung des Bergführers auch diese schwierige Stelle mit Bravour. Dann wird es wieder etwas übersichtlicher. Weil genügend Zeit eingeplant ist, gibt es zwischendurch immer wieder die Gelegenheit, tief einzuatmen und den Blick auf die mächtigen Glarner Alpen zu geniessen – obwohl man heute aufgrund des Nebelmeers nicht sehr weit sieht.
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Anschliessend geht es in die Traverse entlang der schönen Maserung der Kalkwände, wo es Eisentritte und Seile gibt, an denen man sich mit kleinen Seitschritten quer an der Felswand entlang arbeitet. Auf diesem Teil der Route hat man guten Sichtkontakt zur Gruppe und kann sich gegenseitig anfeuern. An der höchsten Stelle angekommen, geniessen sie die Aussicht. Beim Abstieg lassen sich die Kids das letzte Stück von Bergführer Tobi abseilen. Während die drei mit einem leichten Hunger darauf warten, dass der Bergführer auch die Eltern abseilt, wird es schnell kühl. Alle sehnen sich nach einem warmen Plätzli. Rasch zurück ins Berggasthaus Gumen, wo in der warmen Hütte ein leckeres Mittagessen wartet. Die feinen Käsespätzli sind nach dieser tollen, ersten Erfahrung redlich verdient!
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