Monika Estermann, Robert Spengeler
Monika und Robi sind 13 Jahre lang per Velo um die Welt gereist. Hier beleuchten sie einen Aspekt ihrer Abenteuergeschichte, der sonst oft unter den Tisch fällt: das Nachhausekommen.
Es ist Ende April. Die Tage werden kürzer und die Nächte empfindlich kühler. Auf gefrorenen Strassen nehmen wir die letzte Etappe zur südlichsten Stadt der Welt in Angriff: Ushuaia, im südlichsten Zipfel Argentiniens. Von dort geht es über Land nicht weiter und so treffen sich hier Reisende aus der ganzen Welt. Für viele beginnt oder endet hier eine lange Reise. Jeden Abend kocht man zusammen und tauscht dabei abenteuerliche Geschichten aus – ein magischer Ort!
Doch unsere Begeisterung findet ein jähes Ende: Wir bekommen einen Anruf von Roberts Mutter. Sie bittet uns, so bald wie möglich nach Hause zu kommen, denn um die Gesundheit von Roberts Vater steht es nicht zum Besten. Ist das nach elf abenteuerlichen Jahren, in denen wir durch über 45 Länder pedalierten und Tausende von Kilometern abspulten, wirklich der Endpunkt unserer Odyssee? Eine Reise, die uns mit dem Velo durch karge Wüsten, unendliche Wälder, über die höchsten Pässe der Welt und mit Segelboot und Frachtschiffen über ganze Ozeane führte. Die gesamte Strecke haben wir über Land und über See zurückgelegt, ohne in einen Flieger zu steigen. Auch wenn es uns schwerfällt: Wir müssen uns mit dem Gedanken auseinandersetzen, unsere Velo-Mammuttour erstmals zu unterbrechen.
Wir nehmen einen Bus nach Buenos Aires, das war ohnehin so geplant. Während der Fahrt durch das unaufgeregte, aber liebenswerte Uruguay und das heisse und trockene Paraguay kreisen unsere Gedanken immer wieder um die Heimreise. Wir beschliessen, unsere Reise nach Brasilien fortzusetzen und von dort aus einen Flug von Südafrika zurück in die Schweiz zu buchen. Doch wir sind uns einig: Die Rückkehr in die Schweiz soll nur temporär sein.
Denn schnell haben wir bemerkt, dass wir noch nicht bereit sind, unsere Weltreise einfach komplett abzubrechen. Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Uns gehen viele Gedanken durch den Kopf, das Reisefieber hat uns noch immer voll im Griff. Unbedingt wollen wir noch ganz Afrika durchqueren, die Wiege der Menschheit, und anschliessend langsam über Südeuropa in die Schweiz zurückpedalieren. So würde sich der Kreis schliessen und wir hätten die gesamte Strecke über Land mit dem Velo und über die Ozeane per Schiff zurückgelegt. Eine äusserst reizvolle Vorstellung. Unser Entscheid, nur vorübergehend in die Schweiz zurückzukehren, fühlt sich immer richtiger an, je mehr wir darüber nachdenken.
Ein Containerschiff bringt uns in zehn Tagen von Brasilien über den Atlantik nach Südafrika. In Port Elizabeth im Südwesten Südafrikas können wir unsere treuen Velos bei Freunden einstellen. Mit gemischten Gefühlen verlassen wir bei hochsommerlichen 37 Grad per Flugzeug Südafrika und landen an einem kaltgrauen Januarmorgen bei minus elf Grad in Zürich. Der Klimaschock lässt uns erstarren, aber die Wiedersehensfreude mit der Familie überstrahlt alles.
Wenn man so lange und so langsam mit dem Drahtesel in abgelegenen Regionen unterwegs ist, entschleunigt man automatisch. Die Geschwindigkeit zu Hause überfordert uns zu Beginn gewaltig: Im Westen versucht man immer alles gleichzeitig und möglichst schnell zu erledigen. Dank des Smartphones ist man jederzeit und überall erreichbar – das ist für uns inzwischen sehr ungewohnt. Durch die schnelle Rückkehr mit dem Flugzeug werden wir völlig unvorbereitet in die Schweizer Realität katapultiert. Wir merken, dass von uns erwartet wird, dass wir doch endlich wieder ein normales Leben führen – eine echte Herausforderung für uns. Doch nach der ersten Schockstarre und dank der Unterstützung von Familie und Freunden akklimatisieren wir uns langsam. Wir treffen Freunde, geben Interviews im Radio oder bei Zeitungen und organisieren Vorträge. So fliegt die Zeit förmlich dahin. Schon bald buchen wir den Rückflug nach Südafrika.
Roberts Vater geht es inzwischen viel besser und auch unser Reisekässeli hat sich dank vieler Renovationsaufträge und Vorträge über unsere Reise gut gefüllt. Wir konnten während des «Heimaturlaubs» genügend Geld sparen, um das nächste Abenteuer zuversichtlich in Angriff zu nehmen. Nach knapp neun Monaten in der Schweiz geht es nach einem sehr emotionalen Abschied, aber mit viel Vorfreude im Herzen mit dem Flugzeug bequem zurück nach Südafrika. Kaum sind wir wieder im Velosattel, merken wir, dass sich Unterwegssein für uns wie Zuhausesein anfühlt.
Bei unseren Bikepacking-Stationen in den Filialen Bern und Zürich du zusammen mit Mitarbeitenden oder alleine an deinem Velo oder einem Ausstellerbike die verschiedenen Packtaschen mit echter Ausrüstung befüllen und montieren. So kannst du genau testen, welche Taschen und wie viel Packvolumen du benötigst. Dafür stehen Testartikel wie Kocher, Topf, Kleidung und Weiteres zur Verfügung. Natürlich kannst du das Gewicht der Tasche oder des Bikes mit und ohne Füllung/Packtasche wiegen. Danach kannst du auf Testfahrt gehen und die Fahreigenschaften des Bikes ausprobieren. Egal ob Bike, Rennvelo oder E-Bike – wir haben für jedes Velo die passende Packtasche im Sortiment. Übrigens: In Bern kannst du die Taschen auch mieten.
Welche Privilegien wir in der Schweiz geniessen, wird uns hier in Afrika täglich vor Augen geführt: Während wir in Europa einfach den Wasserhahn aufdrehen, ist die Wasserbeschaffung in Afrika vielerorts eine tägliche Herausforderung. Speziell in äusserst trockenen Gebieten, wie im Norden und Südwesten Afrikas, ist das ein echtes Problem: Nicht selten müssen wir hier unter mühsamsten Bedingungen erst ein Loch in den Boden graben, um an Wasser zu gelangen. Gleiches gilt für Banalitäten wie das Waschen der Wäsche: Da in den kleinen afrikanischen Dörfern Waschmaschinen etwa so rar sind wie Flusspferde im Rhein, gesellen wir uns oft einfach zu den lokalen Frauen am Fluss oder am Wasserloch und waschen wie alle anderen aufwendig per Hand. In der Heimat undenkbar. Ähnlich verhält es sich mit der Beschaffung von Proviant: Während in der Schweiz quasi alles zu jeder Zeit in ausreichenden Mengen verfügbar ist, nimmt der Lebensmitteleinkauf während unserer Reise oft sehr viel Zeit in Anspruch – und die Auswahl ist nicht selten extrem überschaubar.
Dass wir der Heimat immer näher kommen, merken wir in Israel das erste Mal so richtig: Die Annehmlichkeiten nehmen zu, ein Gefühl der Entspannung setzt ein. Wir buchen ein Schiff nach Italien. Europa ist zum Greifen nah, und langsam wird uns bewusst, dass sich unsere Reise ihrem Ende nähert. Als wir mit dem Frachtschiff im Hafen von Palermo einlaufen und mit unseren treuen Drahteseln nach 13 Jahren wieder auf europäischem Boden rollen, kommen gemischte Gefühle auf.
Von Süditalien direkt in die Schweiz zu radeln, das ginge uns dann doch etwas zu schnell. Wir brauchen mehr Zeit zum Ankommen. So besteigen wir in Apulien, dem Stiefelabsatz Italiens, abermals eine Fähre, die uns in den Süden Griechenlands bringt. Von dort wollen wir nordwärts durch den Balkan fahren. Seit Slowenien gibt es keine Grenzkontrollen mehr, den Einreisestempel an der italienisch-französischen Grenze müssen wir uns erbetteln. Nach so vielen aufregenden, komplizierten und nervenaufreibenden Grenzübertritten kommt uns das geradezu langweilig vor.
Zurück in der Schweiz erfahren wir am eigenen Leib, dass das Sprichwort «Nach Hause kommen ist schwieriger als fortgehen» sehr zutreffend ist. Wir brauchen ein wenig Zeit, um wieder anzukommen. Doch unser Vorteil ist, dass wir uns vor 13 Jahren langsam von zu Hause entfernt haben und auch wieder langsam und mit diversen Umwegen über Europa zurückgekehrt sind. Und schnell gewöhnen wir uns auch wieder an die Vorzüge: Zuverlässigkeit, Sicherheit, Sauberkeit und die Bewegungsfreiheit – Letzteres vor allem als Frau. Es sind die kleinen Dinge, die man wieder unglaublich schätzt. Warmes Trinkwasser aus dem Wasserhahn – unglaublich! Oder pünktliche Züge und Busse, was für ein Luxus. Demgegenüber steht das extreme Sicherheitsdenken, der Hang zur Perfektion, der Verlust von Spontanität, der Hang zur Wohlstandsverwahrlosung und Trägheit. Daran gewöhnen wir uns nur langsam wieder ...
Was bleibt von 13 Jahren Weltreise? Neben unendlich vielen unvergesslichen Erinnerungen vor allem eine Erkenntnis: Zu Hause ist für uns, wo wir willkommen sind und wo man uns gern hat. Auf unserer Reise sind wir unzählige Male von völlig fremden Menschen mit einer grossen Herzlichkeit in ihr Zuhause eingeladen, aufgenommen und wie Familienangehörige behandelt worden. Zu Hause ist für uns nicht mehr an einen Ort gebunden. Die Schweiz ist vor allem im Zusammenhang mit unseren Familien, Freunden und den vielen schönen Erinnerungen unser Zuhause. Wichtig sind gute Beziehungen zu den Mitmenschen, das Umfeld, die Nähe zur Natur und die Einfachheit. Das ist für uns Lebensqualität. Ein Ort, an dem man sich wohlfühlt, wo man akzeptiert wird, wie man ist.
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