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Bikepacking: Mit dem Gravelbike durch Schottland

Ein offenes Tal mit einem See rechts und ein kurviger Fluss im Hintergrund. Im Vordergrund fahren zwei Personen auf ihrem Gravelbike auf einer Kiesstrasse.
Andrea
Gastautorin 4-Seasons
© Fotos

Unter Wandernden sind die schottischen Highlands längst kein Geheimtipp mehr. Doch wie gut eignen sie sich für einen Bikepacking-Trip? Andrea und Jochen Hitzemann haben es mit ihren Gravelbikes ausprobiert. In diesem Erlebnisbericht teilen sie spannende Infos und geben Tipps.

Wetter

Wetter

«In den Highlands erlebt man nicht selten vier Jahreszeiten an einem Tag – doch wir hatten waschechtes Wetterglück.»

Der Regen prasselt auf uns nieder. Gerade mal 45 Minuten ist unsere Abfahrt in Edinburgh her. Wir suchen Schutz unter einer Brücke und hüllen uns direkt in unsere Regenbekleidung. Weiter gehts. Wir navigieren mit dem Smartphone und merken leider erst nach einigen Stunden, dass der Regen auf dem Gerät wie von Zauberhand neue Wegpunkte setzt. In einer Ortschaft drehen wir deshalb einige Schleifen. Grund genug, doch das GPS-Gerät zu benutzen.

Abgesehen vom verregneten Tourstart erleben wir nur an einem weiteren Tag unterschiedlich intensive Regenschauer, die aber nicht lange anhalten. Ansonsten regnet es glücklicherweise nur nachts.

Route

Route

«Die Badger Divide führt durch einige der schönsten Landschaften im Herzen der Highlands.»

Von Gravelbegeisterten Schott:innen – Gravel bedeutet Schotter – wurde uns die Badger Divide nach Inverness empfohlen. Die Route beginnt eigentlich in Glasgow, wir starten jedoch in Edinburgh und fahren bis Callander, wo wir auf die Badger Divide treffen. Der Charakter dieser Route ist ab Killin durchaus anspruchsvoll: Viele Höhenmeter, kein Netz, die Versorgungsmöglichkeiten liegen teilweise knapp 100 Kilometer voneinander entfernt.

Von Inverness zurück nach Edinburgh folgen wir dem gemässigteren Pictish Trail vorbei an stillgelegten Bahntrassen und Whisky-Destillerien. Wir fahren auf alten Militärstrassen zwischen Schafen durch die lila blühende Heide – die Highlands wie aus dem Bilderbuch.

In Schottland kann man im Zug sein Velo kostenfrei transportieren, wenn man es über eine App vorab anmeldet. Wir nehmen ab Dundee den Zug, um uns die Konfrontation mit dem dichter werdenden Strassenverkehr zu ersparen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass grosse und viel befahrene Strassen unbedingt zu meiden sind. Ein paar extra Kilometer und Höhenmeter schonen wahrlich die Nerven und vermeiden bestenfalls Unfälle.

Eine Karte von Schottland auf der die Route eingezeichnet ist.

Route

Andrea und ihr Mann Jochen sind keine Bikepacking-Neulinge: 2022 fuhren sie bereits 2’500 Kilometer in zwei Monaten von Palermo (Sizilien) zurück nach Deutschland. Im Sommer 2023 waren die beiden dann in Schottland unterwegs. Ihre Tour in Zahlen:

Start/Ziel: Edinburgh Flughafen | Distanz: 713 km
Tage unterwegs: 14 | Tage auf dem Velo: 12
Höhenmeter: 9’740

Alternativ zu einem Flug kann man auch mit dem Zug von der Schweiz aus nach Edinburgh reisen, zum Beispiel via Paris und London.

Essen & Trinken

Essen & Trinken

«Beim Velofahren – zumal mit Gepäck – ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Magen knurrt und die Kräfte schwinden.»

Wir wissen von früheren Touren, dass man beim Bikepacking immer ein paar Snacks dabeihaben sollte, und lassen keinen noch so kleinen Supermarkt links liegen. Viele davon gibt es auf den beiden Routen jedoch nicht. Dafür aber einige Cafés, dort bekommen wir einfache Gerichte und Snacks. Abends bereiten wir uns meistens ein gefriergetrocknetes Gericht aus der Tüte auf unserem Minikocher zu. Wer einen Wasserfilter dabeihat, findet auf der Route regelmässig eine Gelegenheit, die Wasservorräte aufzufüllen. Im Cairngorms-Nationalpark ist das Mitführen von ausreichend Nahrung unabdingbar.

Das kulinarische Angebot in den grösseren Ortschaften ist bunt: Von Fish & Chips über indische und arabische Gerichte ist alles geboten. Preislich bewegen sich sowohl die Lebensmittel als auch Restaurantbesuche über dem Durchschnitt der EU.

Campingkocher

Mücken

Mücken

«Midges: Man sagt, die kleinen Blutsauger seien mitverantwortlich dafür, dass die Highlands nur so dünn besiedelt sind.»

Die winzigen Mücken gehören zur Familie der Gnitzen, treten oft in riesigen Schwärmen auf und ernähren sich unter anderem von menschlichem Blut. Uns hatte man vor unserer Reise gesagt, dass ihre Anzahl ab Mitte August spürbar abnimmt. Wir besorgen uns dennoch direkt nach der Ankunft «Smidge», das von den Schott:innen bevorzugte Mittel gegen die Plagegeister. Gleich morgens schmieren wir uns die Creme mit den ätherischen Ölen auf die Hautstellen, die nicht mit Kleidung bedeckt sind.

In der Dämmerung oder in Moorgebieten sind die kleinen Viecher sehr präsent. Dank unseres Mückenschutzes werden wir kaum gebissen. Wenn es extrem wird, zum Beispiel beim Zeltaufbauen, tragen wir ein Kopfnetz. Das Netz muss feiner sein als ein normales Mückennetz – so klein sind die Midges. Wind, Regen und Menschen in Bewegung mögen Midges nicht – also fahren wir oft einfach weiter oder essen unsere Snacks im Gehen. Die aktuelle Verbreitung lässt sich ab Frühling auf einer Karte online ablesen (www.smidgeup.com).

Insektenschutz

Menschen

Menschen

«Die Schott:innen faszinieren uns durch ihre unkomplizierte, direkte, herzliche und hilfsbereite Art.»

Wir erreichen das Café in Corrour spät. Die Küche hat bereits geschlossen, doch man lässt uns nicht hungern. Wir bekommen kühle Getränke und eine köstliche warme Mahlzeit. Begeistert betrachtet man unsere Velos. Die meisten, die hierherkommen, sind Einheimische. Das Café, das erst vor zwei Jahren liebevoll grundsaniert wurde, kennen noch nicht viele. Nicht genug, dass man uns noch so spät verköstigt, wir werden auch eingeladen, auf Isomatten in der Gaststube zu übernachten. Das nehmen wir dankbar an, denn draussen erkennt man mit blossem Auge die Midges-Schwärme am Himmel.

Draussen übernachten «Right to Roam»

Draussen übernachten «Right to Roam»

«Dabei handelt es sich um die schottische Version des aus Skandinavien bekannten Jedermannsrechts.»

Der Campingplatz in Ballater hat keine freie Fläche mehr für uns und auch ein Zimmer ist nicht zu bekommen. Nach zwei Tagen im Zelt haben wir mal wieder Lust auf eine Dusche, doch Fehlanzeige. Also fahren wir wieder raus aus der Stadt. Neben dem Veloweg treffen wir einen Farmer mit seinen Kindern. In seinem roten Overall erinnert er uns an Pettersson aus der Kindergeschichte «Pettersson & Findus». Wir fragen ihn, ob wir auf seinem Land zwischen den schönen Bäumen am Hügel zelten dürfen. «Natürlich!», erwidert er und zeigt auf das kleine Türchen im Zaun, über das wir das schöne Gelände erreichen können. «Was wollt ihr denn schon in einer Nacht hier kaputt machen?» Gerne nehmen wir sein gastfreundliches Angebot an.

2003 wurde durch eine Reform das «Right to Roam» (Deutsch: «Durchstreifrecht») offiziell in das schottische Recht aufgenommen. Es besagt, dass der freie Zugang zu unbebautem Land und Inlandswasser grundsätzlich jedem Menschen gestattet ist und dass sich alle Menschen auf verantwortungsvolle Weise in der Natur aufhalten dürfen.

Zelte

Übernachten in Wanderhütten «Bothies»

Übernachten in Wanderhütten «Bothies»

«Die Wanderhütten sind vor allem im schottischen Hochland, aber auch in ganz Grossbritannien zu finden.»

Die Bothies sind unterschiedlich gross und liegen meist in atemberaubenden, wilden Landschaften. Sie sind in vielen unbewohnten und abseits gelegenen Regionen der einzige richtige Schutz vor dem unberechenbaren schottischen Wetter.

Ein Bothy liegt auf unserer Route am Badger Divide. Sehr dankbar nehmen wir die einfache Behausung in einer sehr regnerischen Nacht in Anspruch. Mehr Infos zu den Hütten: mountainbothies.org.uk

Blühende Heide

Blühende Heide

«Das blühende Heidekraut zaubert überall lila Farbkleckse in die Landschaft – das Sonnenlicht verstärkt die Farbexplosion.»

Das Heidekraut blüht in Schottland von August bis Ende September – ein spektakuläres Schauspiel der Natur. Die Blütezeit variiert je nach Region und Höhenlage.

Doch leider bergen die Pflanzen auch eine Gefahr für Veloreisende, von der viele Schott:innen ein Lied singen können: Die langen und weichen Stiele des Krauts fädeln sich im Vorbeifahren in die Schaltung ein. Sie sind so robust, dass dabei nicht selten das Velo Schaden nimmt. Auch uns passiert genau das. Ergebnis: Erst gibt es einen Schlag, dann ist die ganze Schaltung von Jochen verbogen. Kein Netz, die nächste Strasse ist weit weg. Unsere Veloversicherung beinhaltet einen Pannenschutz. Ob die wohl? Wohl eher nicht …

Mit ruhiger Hand biegen und ziehen wir die Schaltung wieder an die richtige Stelle. Eine Schraube liegt am Boden, daneben ein kleines Teil, das aus der Schaltung gebrochen ist. Es sieht so aus, als wenn wir den Rest des Tages schieben müssen. Doch erstaunlicherweise funktionieren nach längerem Gebastel drei mittlere Gänge wieder. Damit fährt Jochen weiter. Ein paar Stunden später bekommt er sogar fünf Gänge wieder zum Laufen – und fährt damit den Rest der Tour. Ersatzteile sind auf der Route nicht zu bekommen.

  • Zwei Menschen fahren auf ihren Gravelbikes an einem grossen Herrenhaus vorbei.

    Das weitläufige Herrenhaus und Jagdschloss Ardverikie war Drehort der Netflix-Serie «The Crown».

    Foto © Ed Smith
  • Zwei Personen stehen neben ihren Velos vor einer grossen Ortsbeschriftung an einem Bahnsteig.

    Die Corrour Station ist nicht über öffentliche Strassen erreichbar und einer der höchstgelegenen Bahnhöfe im Vereinigten Königreich.

    Foto © Ed Smith
  • Eine Frau kniet vor einem Zelt und fixiert einen Hering.

    Dank des «Right to Roam» ist Zelten in Schottland für eine Nacht auf der Durchreise erlaubt.

    Foto © Ed Smith
  • Zwei Personen fahren auf ihren Gravelbikes über eine kleine, halbrunde Steinbrücke.

    Alte Gemäuer wie die Drummin Bridge bei Melgarve passiert man auf einer Tour durch Schottland zuhauf.

    Foto © Ed Smith
  • Ein Frau und ein Mann sind hintereinander auf ihren Gravelbikes.
    Foto © Ed Smith
Schottische Ortschaften

Schottische Ortschaften

«Die Städte und Dörfer entlang der Route bieten eine willkommene Abwechslung zur Weite und Wildheit der Highlands.»

Besonders schön finden wir das Küstenörtchen Nairns. Es hat Dünen, einen hübschen Hafen und wie überall in Schottland nette Menschen. Wir legen dort einen Ruhetag ein. Wie in den meisten Ortschaften spielt sich das Leben in einer mehr oder weniger langen Strasse mit den örtlichen Geschäften, Cafés und Restaurants ab. Aber auch Callander, Ballater, Dundee, Inverness und Killin gefallen uns sehr. Einen Tag in Edinburgh sollte man unbedingt einbauen, wenn man in Schottland ist. Wir haben ihn ans Ende der Tour gelegt, weil dann das jährlich im August stattfindende Edinburgh International Festival vorüber ist. Während des Festivals sind alle Unterkünfte ausgebucht oder überteuert.

Wie ist Gravelbiken in Schottland?

Wie ist Gravelbiken in Schottland?

«Auch in Schottland ist das Gravelbike sehr beliebt und weit verbreitet.»

Unterwegs begegnen uns immer wieder begeisterte schottische Velosportler:innen, meist auf einem Gravelbike. Euphorisch berichten sie von ihren Erlebnissen und begutachten unsere Bikes. Je leidenschaftlicher das Thema, desto mehr verfallen sie dabei in den regionalen Slang – bis wir nichts mehr verstehen. Doch höflich wie die Schott:innen sind, bemerken sie es meist schnell und nehmen Rücksicht.

Ein Mann bepackt in einem Geschäft ein Gravelbike.
Foto © Selina Schneider

Bikepacking: Passende Ausrüstung finden

Welche Taschen passen an dein Bike? Was musst du alles beachten beim Bikepacking? Hier geben wir dir ausführlich Tipps zu den unterschiedlichen Taschen und was du beim Bikepacking beachten solltest. Übrigens: Bei uns in den Filialen Markthalle Bern und Zürich Europaallee kannst du dein Bike probe packen.

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