Noah Leimgruber
Der Sarek-Nationalpark in Nordschweden ist bekannt für seine echte Wildnis. Hier findest du Tipps aus erster Hand in Sachen Ausrüstung und Planung zum Weitwandern.
Der Transa Mitarbeiter Noah und seine Freundin Lotta waren für eine Fernwanderung zwei Wochen abseits jeglicher Zivilisation im schwedischen Sarek Nationalpark unterwegs. Hier erzählt Noah, was sie dabei beachtet haben.
Hin und zurück sind wir mit dem Zug gereist. Pro Weg hat das etwa 60 Stunden gedauert. Von Zürich ging es mit dem Nachtzug nach Hamburg. Von dort wollten wir direkt nach Boden in Schweden und weiter nach Murjek. Auf dieser Strecke haben wir den reservierten Nachtzug verpasst – die Deutsche Bahn hatte Verspätung. Die Alternative war ein Nachtzug von Malmö nach Stockholm, der voll besetzt war. Die Schaffnerin hat uns dann ein Schlafabteil mit zwei Betten, Dusche und Toilette geschenkt – eigentlich hatten wir immer nur Sitzplätze reserviert. Das war ein richtiges Highlight auf der Hinreise. In Murjek mussten wir dann eine Nacht im Zelt übernachten. Von dort ging es weiter mit dem Bus bis nach Kvikkjokk, dem Ausgangspunkt unserer Tour. Zurück ging es ungefähr auf dem selben Weg.
Keine Hütten, keine Infrastruktur. Der Sarek-Nationalpark hat mich schon seit Jahren fasziniert. Im Gespräch mit anderen Transianer:innen hat sich das mit der echten Wildnis zwar dann etwas relativiert, trotzdem war eine längere Vorbereitungszeit notwendig. Weil es im gesamten Nationalpark nur eine Hütte gibt und man die nur für Notfälle nutzen darf, haben wir die Tour mit einem Zwei-Personen-Zelt geplant.
Insgesamt haben wir uns entschieden, mit sehr leichtem Gepäck zu wandern, und hatten eher kleine Rucksäcke mit je 55 Liter Volumen dabei. Bei den Schuhen haben wir uns bewusst für leichtere Trailrunningschuhe entschieden – mit der Folge, dass wir immer nasse Füsse hatten. Dafür sind sie leicht, bequem und trocknen schnell. Wir würden es genauso wieder machen, nass wird man sowieso.
Bei der Planung hatte ich viel im Internet recherchiert, Karten angeschaut und mich am Wanderführer von Claes Grundsten orientiert. Der Autor ist schon alle Täler dort rauf- und runtergewandert und beschreibt ziemlich genau, wo man beispielsweise Flüsse durchqueren kann. Die Besonderheit im Sarek-Nationalpark: Es gibt zwar einige Trampelpfade, aber offiziell kaum Wanderwege. In diesem Sinne gibt es auch nicht den einen Fernwanderweg. Oft ging es durch hohe Sträucher, Sümpfe und Blockfelder, was das Vorankommen sehr schwierig gemacht hat. Zur Navigation haben wir Kompass und Karte benutzt. Das ist sehr gut möglich, da es viele markante Bergspitzen und Felsformationen gibt, an denen man sich orientieren kann. Ausserdem läuft man oft in schmalen Tälern, in denen klar ist, wo man hinlaufen muss. Die Orientierung war nur dann sehr schwierig, wenn es neblig war und wir uns in offenem Gelände auf Hochebenen befunden haben. Für diese Fälle hatten wir eine Offline-Karte auf unserem Handy – denn Handyempfang hat man dort nie. Für den absoluten Notfall hatten wir ein Satelliten-Kommunikationsgerät (Garmin inReach) dabei.
Haferflocken, gefriergetrocknete Beeren, Leinsamen, Chiasamen und obendrauf heisses Wasser: Zum Frühstück haben wir uns immer selbst ein Porridge gemacht. Über den Tag verteilt gab es pro Person 100 bis 200 Gramm Nüsse und zwei Riegel, mittags und abends gefriergetrocknete Nahrung von Trek’n’Eat. Dort haben wir uns einmal durchs Sortiment probiert. Die Mahlzeiten von Trek’n’Eat sind abwechslungsreich und haben sich als sehr reichhaltig erwiesen. Essen haben wir für 14 Tage eingepackt. Es ging am Ende gut auf, am letzten Tag haben wir noch den Rest an Nüssen gegessen. Wasser gibt es vor Ort Unmengen und wir haben direkt aus den Flüssen getrunken. Auf einen Wasserfilter haben wir verzichtet. Die Wasserqualität der Fliessgewässer ist wirklich gut.
Gewaschen haben wir uns so selten wie möglich, das Wasser war einfach zu kalt. Wir haben einfach akzeptiert, dass wir stinken. Um den Stuhl zu vergraben, hatten wir eine Schaufel dabei, das Toilettenpapier haben wir verbrannt. Das ist nur die zweitbeste Lösung, aber das Papier 14 Tage mittragen wollten wir dann doch nicht. Wir haben hinterher von einem Closomat gehört, mit dem man sich mit Wasser den Hintern spülen kann. Das wollen wir in der Zukunft mal ausprobieren. Bei der Vorbereitung war natürlich auch Frauenhygiene ein Thema: Lotta hat ganz am Schluss der Wanderung ihre Tage bekommen. Sie hat einen Periodencup benutzt. Dabei handelt es sich um einen wiederverwendbaren kleinen Becher aus medizinischem Silikon, der das Blut auffängt. Je nach Bedarf wird der kleine Behälter nach einigen Stunden entleert, ausgespült und regelmässig drei bis fünf Minuten in kochendem Wasser sterilisiert. Bei einer solchen Tour darf auch ein Erste-Hilfe-Set nicht fehlen.
Wenn du häufig draussen unterwegs bist, kreuzen sich früher oder später dein Zyklus und deine Outdoor-Erlebnisse. Wenn du dich gut fühlst, musst du aber wegen deiner Periode keinesfalls auf eine Wanderung, ein Bikepacking-Wochenende oder ein mehrtägiges Trekking verzichten. Denn mit der richtigen Ausrüstung bist du auch draussen hygienisch unterwegs. Mit dem Pinkeltuch Kula Cloth und einer Menstruationstasse gibt es auch Produkte, die du mehrfach verwenden kannst. Und mit der Urinierhilfe Tinklebelle oder Pibella kannst du draussen ganz einfach im Stehen pinkeln.
Wir haben weder Elche noch Bären gesehen, dafür viele Rentiere. Die leben dort aber nicht wild, sondern gehören den «Saami», dem indigenen Volk in Nordskandinavien. Menschen sind wir selten begegnet. Ausser auf dem Fernwanderweg Kungsleden: Unsere Tour wäre am Schluss zwei Tage auf diesem verlaufen. Wir waren aber gut in der Zeit und konnten so den Weg schnell wieder verlassen, um im Hinterland zu laufen.
WetterIm August und September hat es in diesem Gebiet am wenigsten Niederschlag. Wegen der Berge bleiben in der Region aber fast immer Wolken hängen, insgesamt regnet es dort einfach oft. Wir konnten mit unserem Satelliten-Gerät täglich die Wettervorhersage abrufen und hatten enormes Glück: Nur zwei Tage waren richtig schlecht mit viel Regen und Nebel, sonst hatten wir viel Sonne und wunderschöne Sonnenauf- und -untergänge. Starken Wind gab es nur an einem einzigen Tag, da hatte ich vorher ganz andere Geschichten gehört.
Trekking DetailsFernwandern für Noah und seine Freundin Lotta eine grosse Leidenschaft. Da die beiden die Schweizer Berge gewohnt sind, waren diesmal die Höhenmeter keine echte Herausforderung. Vielmehr die vielen Büsche, Moore und Flussquerungen. Ihre Tour in Zahlen:
Start/Ziel: Kvikkjokk
Strecke: Ca. 200 Kilometer
Dauer: 14 Tage plus eine Woche für An- und Abreise. Also ca. 3 Tage Anreise und 3 Tage Rückreise.
Höhenmeter: Eher nicht so viele, da es die meiste Zeit durch Täler ging. Es gab aber auch Tage, da liefen Noah und Lotta bis zu 1’000 Höhenmeter.
(Mit der TransaCard immer kostenlos)