Jonas Näf, Sasa Löpfe
Für eine Skitour benötigst du zusätzlich zur richtigen Bekleidung auch einiges an Ausrüstung. Verkaufsberaterin und Bergführerin Angelina erklärt alles zum Thema Lawinensicherheit, wie du für die Abfahrt notfalls einen Schlitten baust und was sie alles in ihren Tourenrucksack packt.
Mit einem LVS-Gerät, einer Schaufel und einer Sonde ist die Ausrüstung für eine Skitour noch nicht komplett. Damit Aufstieg und Abstieg sicher sind, brauchst du nebst einigem zusätzlichen Material vor allem Wissen. In Lawinenkursen lernst du beispielsweise, wie du den Schnee richtig einschätzt. Verkaufsberaterin und Bergführerin Angelina gibt Tipps, wie du auf deiner Tour sicher unterwegs bist.
Immer wieder merke ich, dass Neulinge sich besonders um die Lawinensicherheit sorgen. Kein Wunder, dies ist sicherlich der unberechenbarste Faktor, wenn man im Winter in den Bergen unterwegs ist. Erfahrene oder Profis passen die Risiken einer Tour den Niveaus der Teilnehmenden an. Neulinge sind diesbezüglich häufig überfordert.
Einen Aspekt aber kannst du kontrollieren: Du kannst die richtige Ausrüstung mitnehmen – Schaufel, Sonde und LVS-Gerät – und den Einsatz damit sicher beherrschen. Zudem kannst du das Lawinen-bulletin, Karten und Webcams vorab studieren. Danach gilt es, das Gelände und sich selbst einzuschätzen. Beides ist nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Oft ist die Selbsteinschätzung anspruchsvoller als die Geländeeinschätzung. Alarmzeichen im Gelände sind beispielsweise Risse, Wumm-Geräusche, spontane Lawinen, starker Wind und schlechte Sicht. Grundlagenwissen kannst du dir beispielsweise an unseren Lawineninfoabenden aneignen.
Je weniger du weisst, desto mehr Reserve musst du einrechnen, zum Beispiel beim Tourenniveau.
Vertraue deinem Auge mehr als den Hilfsmitteln. Denn das Gelände kann sich über die Jahre auch verändern.
Unter 30 Grad Hangneigung ist das Risiko deutlich geringer.
Meine Quellen: Blog des SLF und Rückblick/eigene Erfahrungen, Kurse besuchen und Gelerntes auffrischen
Schau beim Wetterbericht nicht nur auf die Bilder, sondern lies auch den Text dazu und beachte die grösseren Zusammenhänge. Hört sich einfach an? Ja – aber meiner Erfahrung nach gibt es online für jede Wunschvorstellung den passenden Wetterbericht. Deshalb lohnt es sich, verlässliche Quellen gewissenhaft beizuziehen. Verlasse dich nicht blind auf eine Vorhersage.
Es gibt besser einschätzbare Wettersituationen, beispielsweise Kaltfronten. Es gibt aber auch instabilere Situationen, wie flache Druckverhältnisse, die mehr Vorsicht verlangen. Dazu kommt, dass beim Wetter ein berechenbares Wagnis nicht immer falsch sein muss, weil viele Täler und Regionen in der Schweiz ein eigenes Mikroklima haben. Oft neigen wir dazu, an unseren Plänen festhalten zu wollen – in den Bergen solltest du aber flexibel bleiben.
Wettervorhersage immer mit Realsituation abgleichen
Egal wie sicher der Wetterbericht erscheint: Reserve einrechnen (Tourenniveau)
Meine Quellen: White-Risk-App, MeteoSchweiz (inkl. Blog mit Infos zum Wetter), Webcams einbeziehen
Oft fragen mich Neulinge, was ich einpacke, um in den unterschiedlichsten Situationen gewappnet zu sein. Meine Antwort: mein MacGyver-Set. Das besteht aus:
Reepschnur
Kabelbinder
Gaffer-Tape
Schraube und Mutter
Fellwachs
Skiwachs
Colltex-Tape
einem Stück Draht
einem kleinen Schraubenzieher mit Bit-Aufsätzen
einem Multitool
Riemli
Rundhölzli
Mit diesen Kleinigkeiten kannst du viele Probleme unterwegs provisorisch lösen. So musste ich mal in Kanada auf einer Tour den Skischuh-Schaft behelfsmässig reparieren. Da waren Schraube und Mutter Gold wert. Die Bindung könnte Probleme machen, dann hilft das Multitool. Wenn die Felle nicht mehr kleben, brauchst du Colltex-Tapes. Und wenn die Skistöcke brechen, dann klebst du mit Rundhölzli und Gaffer-Tape eine Schiene.
Beachte: Schraube nur in absoluten Notfällen an deinem Material herum. Sicherer ist immer der Gang zum Profi-Service. Das Reparaturset kommt bei mir nur zum Einsatz, wenn es wirklich sein muss.
RettungsschlittenFalls es unterwegs zu einem Unfall kommt und eine Anfahrt nicht mehr möglich ist, kannst du behelfsmässig einen Rettungsschlitten bauen. Für die einfachste Variante nimmst du einen kleinen, robusten Biwaksack. Diesen stopfst du von innen in allen vier Ecken mit einer Handvoll Schnee aus. Diese Zipfel bindest du dann mit Schnüren oder Riemen aus dem Reparaturset ab, so dass du sie gut greifen kannst. Den Biwaksack kannst du dann noch mit Jacken oder Rucksackpolstern auskleiden, damit der Transport etwas bequemer wird. So lässt sich eine Person im Notfall über weichen Schnee den Berg runterziehen.
SpaltenrettungDie Spaltenrettung ist ein Thema, zu dem es verschiedene Meinungen gibt. Der Schweizer Flaschenzug ist die Lehrbuchvariante. Diese ist aus meiner Sicht aber nicht die einfachste Methode, und gerade weil sie komplex ist, wird sie oft nicht regelmässig genug geübt. Stürze und Unfälle nehmen aber auf mangelnde Routine, Schock und Adrenalin keine Rücksicht. Deshalb finde ich den alternativen einfachen Flaschenzug mit Petzl Nano Traxion, Umlenkrolle und Prusikknoten wertvoll. Dass dies eine Variante ist, die unter Druck besser funktioniert, wurde mir nicht zuletzt als Teil des Canyoning-Rettungsteams bewusst. Dank den Rollen hat man nahezu keinen Reibungsverlust (Wirkungsgrad: 1 zu 2,85) und somit ein ähnliches Resultat wie beim Schweizer Flaschenzug ohne Rollen (Wirkungsgrad: ca. 1 zu 2,7). Aber auch diese Rettungsvariante will eingeübt werden.
Mein Tipp für mehr Sicherheit: Trommle deine Berg-Gspänli zusammen und buche für einen Tag einen Bergführer oder eine Bergführerin. So kannst du die Spaltenrettung von einer Fachperson lernen und mit Menschen üben, deren Niveau du kennst und mit denen du später draussen unterwegs bist. Einen solchen Kurs kannst du beispielsweise bei unserem Partner Bergschule Höhenfieber buchen.
Packe erstens die richtigen Utensilien für einen medizinischen Notfall ein. Plane zweitens genau, wo du dein Erste-Hilfe-Set im Rucksack verstaust. Einen wasserdichten Beutel mit Pflastern, Blasenpflaster und Batterien packe ich jeweils in den Deckel meines Rucksacks. So sind die kleinen Helferlein immer griffbereit.
In der grossen Apotheke führe ich einen SAM-Splint als Universalschiene mit. Dieser lässt sich gut im Rückenteil des Rucksacks verstauen. Dann darf Grundlegendes wie Sackmesser mit Schere, Verbandsmaterial, Steri-Strips, Desinfektionsmittel, Gummihandschuhe und Rettungsdecke oder Biwaksack nicht fehlen. Bezüglich Medikamenten lässt du dich am besten von einer medizinischen Fachperson beraten. Aber ein starkes Schmerzmittel ist für mich ein Muss.
Meine Empfehlung: Ergänze deine Notfallapotheke mit Arnika-Kügelchen als Notfallmedikament im Falle einer stumpfen Verletzung, einigen Tampons für den blutstillenden Druckverband und einer Rolle Tape.
Zur Ausrüstung(Mit der TransaCard immer kostenlos)