Rainer Eder
Von der Sonne gewärmter Fels und unterwegs im T-Shirt: Das ist Klettern im Frühling. Wir zeigen dir, welche Routen in der Schweiz schon früh in der Saison kletterbar sind, wie du sie am besten erreichst und welche Ausrüstung in deinen Rucksack gehört.
Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen und überall riecht es nach Frühling. Höchste Zeit für ein erstes Klettern an warmen Felsen. Nach Norden ausgerichtete Klettergebiete sind in der Schweiz aber häufig bis in den frühen Sommer mit Schnee bedeckt oder die Routen nass. Gegen Süden ausgerichtete Wände hingegen bieten schon im Frühling angenehme Verhältnisse. Wir haben dir ein paar Tipps für den Saisonstart zusammengestellt.
Wichtig: Prüfe vorab immer, ob für das Gebiet oder die Route Schutzbestimmungen aktiv sind.
Der Gempen ist kein Geheimtipp mehr. Im Kletterführer unter «Schartenflue» zu finden, gibt es hier die optimale Kombination von allem: einen kurzen Zustieg, Routen in jedem Schwierigkeitsgrad, den sehr sonnigen Ostsektor mit Blick auf den Sonnenuntergang, genügend Bäume mit optimalem Abstand für eine Slackline, einen Aussichtsturm und ein Restaurant. Die leichteren Routen sind etwas abgespeckt, wie das eben im Kalk so ist. Aber die Atmosphäre hier oben ist einfach immer wieder sehr gut.
Das nächstgelegene grössere Klettergebiet von Zürich erreicht man bequem in einer Stunde mit dem öffentlichen Verkehr. Anschliessend folgt ein Zustieg von 20 Minuten. Nach Regen trocknet der Fels hier sehr schnell. Deshalb kannst du oberhalb Weesen häufig auch im Winter und im Frühling klettern. Zudem ist das Klettern auch bei Föhnlage sehr angenehm. Der Fels besticht durch den für diese Region typischen Kalk. Das Gebiet ist beliebt und somit häufig begangen, einzelne Routen sind etwas abgespeckt. Die Routen sind eher schwierig und eignen sich nicht für Einsteiger:innen. Die Aussicht vom Kiesdach der Galerie auf den Walensee vermittelt einen Hauch von mediterranem Ambiente.
Im Klettergarten Sunneplättli bei Gersau kannst du nahezu während des ganzen Jahres klettern. Es herrscht ein trockenes und mildes Klima, oftmals begünstigt durch den Föhn. Wegen der Trockenheit ist Feuer machen strengstens untersagt. Die Routen führen durch den schönen Wasserlöchlifels. Im Sommer kann es zwar schnell zu heiss werden, dafür lockt anschliessend der Sprung in den Vierwaldstättersee. Die Anreise erfolgt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Gersau. Zur Wand gehst du dann zu Fuss oder fährst mit dem Bike.
Dieses Gebiet ist vor allem fürs Bouldern bekannt. In den Wintermonaten triffst du hier oft auf die europäische Elite im Bouldern. Die Boulderprobleme aus rauem Tessiner Granit liegen auf einem sonnigen Hochplateau verteilt in einem verträumten Kastanienwald. Dank der sonnenseitigen Lage trocknen die Felsen früh und sind daher in der Regel ab Februar schneefrei – bei wenig Niederschlag im Tessin auch schon im Januar.
Zur Karte mit den Klettergebieten.Dieser sehr schön gelegene Klettergarten liegt oberhalb von Meiringen. Trotz vieler Gäste sind die Routen weniger stark abgegriffen als im Jurakalk. Es gibt auch in gemässigten Schwierigkeiten zahlreiche Routen. Deshalb eignet sich der Klettergarten bestens für Familien und Einsteiger:innen. Hier kannst du meistens schon sehr früh im Jahr klettern.
Hier kletterst du eine typische Mehrseillängen-Route im Solothurner Jura. Üppige Vegetation begleitet den Routenverlauf; die Legföhren kannst du für die Zwischensicherung nutzen. Die Schwierigkeiten sind bis auf einige Stellen moderat, wobei es hie und da zu einem Seilzug kommt. Vorsicht ist auch vor losen Steinen auf den Bändern geboten. Teilweise ist die Route wegen der hohen Beliebtheit abgegriffen. Aber alles in allem ist der Eulengrat ein lohnendes Klettergebiet für den Saisonstart.
An den nach Süden ausgerichteten Felsen von Ponte Brolla am Eingang des Maggia-Tals kannst du beinahe während des ganzen Jahres klettern. Dieser Ort ist über die Landesgrenzen hinaus bestens bekannt. In den sonnigen Sektoren dominieren vorwiegend Plattenklettereien im für das Tessin typischen braunen Gneis. Im Sommerhalbjahr kann es sehr schnell heiss werden. Deshalb empfehle ich dir eine Mittagspause in der nahe gelegenen Maggia und einen untypischen Tagesablauf: Wer an sonnigen Tagen erst am späteren Nachmittag in eine Mehrseillänge einsteigt, kommt schneller in den Genuss von Ruhe als jene, die in den Einseillängen am Fuss der Wand klettern. In den schattigeren Sektoren befinden sich auch anspruchsvollere und athletischere Sportklettereien. Insgesamt ist das Gebiet sehr beliebt und vom Schwierigkeitsgrad her auch für Einsteiger:innen gut geeignet.
(Mit der TransaCard immer kostenlos)